Inhalt: Im Zweiten Weltkrieg wurden in Norwegen 10.000 bis 12.000 Kinder geboren, die eine norwegische Mutter und einen deutschen Vater hatten. In der Nachkriegszeit wurden diese so genannten Kriegskinder misshandelt und ausgegrenzt, ihre Mütter als "Deutschenhuren" interniert, beschimpft, kahl geschoren: Diese schrecklichen Erfahrungen wirken nach, manchmal ein Leben lang. Die norwegischen Kriegskinder waren in zweifacher Hinsicht gebrandmarkt: durch ihre deutschen Väter und durch ihre Verbindung zum berüchtigten Lebensborn e.V., einer SS-Organisation, die "rassisch und erbbiologisch wertvolle Kinder" für die Eliteeinheit des NS-Staates heranziehen und das deutsche Volk durch die "nordische Rasse" "veredeln" sollte. Die SS hielt es daher "für unbedingt wünschenswert, dass die deutschen Soldaten so viele Kinder wie möglich mit norwegischen Frauen zeugen", und tat alles, um "den zu erwartenden Nachwuchs wertvollen Blutes dem Deutschtum zu sichern". Unter SS-Regie startete der Lebensborn in Norwegen ein umfassendes Fürsorgeprogramm für ledige Mütter und ihren "arischen" Nachwuchs. Die Organisation unterhielt Entbindungs- und Kinderheim, kümmerte sich um die Unterhaltszahlungen oder vermittelte Arbeitsplätze. Kinder, deren Mütter nicht für sie sorgen konnten, wurden in speziellen Heimen untergebracht oder zur Adoption in "guten" Familien freigegeben. Mit "Menschenzucht", wie vielfach kolportiert, hatte dieses Programm indes nichts zu tun. Denn Lebensborn kam mit den Paaren erst in Kontakt, wenn bereits eine Schwangerschaft bestand. Eine "rassensystematische Beurteilung" stellte jedoch sicher, dass nur "rassisch wertvolle" Frauen in den Genuss dieser sozialen Fürsorge kamen. Kåre Olsen zeichnet ein genaues Bild vom Alltag der Organisation und von den Menschen, die mit dem Lebensborn zu tun hatten. Vor allem aber beschäftigt ihn das Schicksal der norwegischen Lebensbornkinder und ihrer Mütter. Wie haben sich ihre Mitmenschen, wie hat sich der norwegische Staat ihnen gegenüber verhalten? Wie erging es den "Kriegskindern" und "Deutschenmädchen", die nach Kriegsende in Deutschland lebten? Und wie geht die norwegische Gesellschaft heute mit dem Lebensborn-Erbe um? Brisante Fragen, auf die Kåre Olsen umfassend Antwort gibt. --Stephan Fingerle Systematik: Emp 62 Umfang: 380 S. ISBN: 978-3-593-37002-6
Inhalt: Im Frühjahr 1945 war Deutschland ein Trümmerfeld: Alle großen und viele mittelgroße Städte lagen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Schutt und Asche. War das Flächenbombardement der Engländer und Amerikaner gegen Deutschland ein Kriegsverbrechen? Diese Frage wirft der Historiker Jörg Friedrich in diesem eindringlichen Buch auf. Der Autor bezeichnet den Bombenkrieg der Alliierten als "Zivilterror". Vor allem den englischen Premier Churchill macht Friedrich für den vermeidbaren Tod Hundertausender Menschen verantwortlich. Entsprechend hat das Buch bei seinem Erscheinen viel Wirbel ausgelöst: In Großbritannien warfen einige Medien und Historiker dem Autor vor, er wolle die Geschichte verdrehen und die Kriegführung der Alliierten mit den nationalsozialistischen Verbrechen gleichsetzen. Davon allerdings kann keine Rede sein. Friedrich zweifelt nicht daran, dass der Kampf gegen das NS-Regime moralisch gerechtfertigt war. Ebenso verweist er darauf, dass Deutschland zuerst mit der Luftschlacht begann -- Angriffe auf englische Städte wie London und Coventry hatten verheerende Folgen. Die Art und Weise, wie die Alliierten den Bombenkrieg gegen die deutschen Städte führten, kritisiert der Autor als ebenso unmenschlich wie überflüssig. Die Bomben waren nämlich nicht nur gegen Rüstungsfabriken und Verkehrswege gerichtet. Sie sollten ganz bewusst die Zivilbevölkerung treffen. Deswegen setzten die Alliierten nicht nur Sprengbomben gegen bestimmte Gebäude ein, sondern vor allem Brandbomben. Diese entfachten am Boden unaufhaltsame Feuerstürme, die Menschen, Häuser und alles Brennbare verschlangen. Das "moral bombing" sollte den Durchhaltewillen der deutschen Bevölkerung brechen. Das misslang jedoch, wie Friedrich konstatiert: Anstatt gegen das nationalsozialistische Regime aufzubegehren, verfielen die Deutschen angesichts des apokalyptischen Bombenhagels in Depression und Apathie. Trotz der erkennbaren militärischen Sinnlosigkeit, so lautet der Vorwurf des Autors, steigerten Engländer und Amerikaner ihre Abwürfe aber immer weiter und nahmen wissentlich ein "Massaker" an der Zivilbevölkerung in Kauf. Ausführlich schildert Friedrich die Angriffe auf einzelne deutsche Städte: Hamburg und Berlin, Dresden und Pforzheim, Nürnberg, Essen und andere mehr. Er fügt die vielen lokalen Berichte über die Kriegsereignisse zusammen und liefert somit eine Gesamtdarstellung des Bombenkriegs in Deutschland. Neben dem militärischen Verlauf dieser Angriffe und der eingesetzten Waffentechnik interessiert Friedrich vor allem, wie die deutsche Bevölkerung die Bombardements erlebte. Er beschreibt reportagehaft und mit emotionalisierender Sprache die Allgegenwart der Todesangst, die ständige Flucht vor den Bomben in Keller und Bunker, den Verlust von Angehörigen. Friedrichs Buch rührt bewusst an ein Tabu. Denn angesichts der barbarischen NS-Verbrechen wollte vor allem in Deutschland lange Zeit niemand die Art der alliierten Kriegsführung in Frage stellen. Friedrich tut genau das -- nicht als rechtsradikaler Geschichtsrevisionist, sondern als Wissenschaftler. Die Debatte um dieses Buch ist ebenso schmerzhaft wie notwendig. --Christoph Peerenboom Systematik: Emp 70 Umfang: 591 S. ISBN: 978-3-549-07165-6
Inhalt: Als kurz nach Kriegsende ihr lang vermisster Freund Gerd glücklich und unerwartet von der Ostfront zurückkehrt, findet er eine ihm fremde Welt vor. Die Entfremdung wird noch größer nach einem Blick in die Tagebuchaufzeichnungen seiner Freundin. Auf seine Frage nach dem darin häufig verwendeten Kürzel "Schdg." kann sie nur bitter lachen. "Na, doch natürlich Schändung." Kurz darauf verschwindet Gerd. Ob für immer aus dem Leben der Frau aus Berlin -- wie so vieles wissen wir es nicht. Ihre Trauer darüber hielt sich in Grenzen. Nach all dem Durchlittenen war in ihr für Liebe und Zärtlichkeit kein Platz mehr frei. Man sollte sich wappnen vor der Lektüre dieser Tagebücher, die als eines der ungeheuerlichsten und authentischsten Dokumente der letzten Kriegstage in die Literaturgeschichte eingehen dürften. Anonyma, deren wahre Identität -- verständlich genug -- auf eigenen Wunsch auch über ihren Tod hinaus unbekannt bleiben soll, schildert den Fall Berlins vom 20. April bis zum 22. Juni 1945. Ihre eigene Vita bleibt weit gehend im Dunkeln. Anfang 30, Fotojournalistin, weit gereist, mehrsprachig. Ihre Russischkenntnisse sollten sich in dem kommenden menschlichen Inferno als lebensrettend erweisen. Inmitten des Bombenhagels und in banger Erwartung vor den Russen, denen ein fürchterlicher Ruf vorauseilt, haben sich Hausgemeinschaften in Kellerlöchern verschanzt; junge Mädchen werden auf Dachböden versteckt. Es sollte in den meisten Fällen nichts nützen. Anonymas unterkühlter, fast lakonischer Berichtston lässt die sich anschließenden Plünderungs- und Vergewaltigungsorgien in all ihren scheußlichen Details umso drastischer erscheinen. Trotz mehrfacher Schändung zeichnet sie ein wohltuend differenziertes Russenbild, frei von allem Untermenschendenken. Sehr bald jedoch erkennt sie pragmatisch: "Ein Wolf musste her, der mir die Wölfe vom Leibe hielt!" Anatol wird ihr "ständiger Begleiter". Fragen nach moralischer Integrität tauchen in ihr auf, werden weggewischt. In diesem Zusammenhang liefert sie auch eine schonungslose Bestandsaufnahme deutscher Mannsbilder, die sich nicht scheuten, Kellerfrauen dem Feinde zuzuführen, um selbst ungeschoren davonzukommen. Dem Schriftsteller Kurt W. Marek (bekannter unter seinem Pseudonym C.W. Ceram, unter dem er den Bestseller Götter, Gräber und Gelehrte veröffentlichte), verdanken wir den Erhalt dieses "selbstentblößenden" Kriegsgemäldes. Marek, der in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wohnte, lernte 1946 die Schreiberin kennen und erfuhr von den Tagebuchkladden. Fünf Jahre Überzeugungsarbeit waren nötig, sie von der Notwendigkeit einer Veröffentlichung zu überzeugen. 1959 erschienen, geriet sie leider bald in Vergessenheit. Die Frau aus Berlin ist mittlerweile verstorben -- ihre Erinnerungen werden ewig leben. --Ravi Unger Systematik: Emp 71 Umfang: 282 S. ISBN: 978-3-442-73216-6
Inhalt: Sie sind weit herumgekommen in Europa, und im Allgemeinen waren sie verständlicherweise nicht gern gesehen: Soldaten der Deutschen Wehrmacht, der SS oder der in den besetzten Gebieten eingesetzten Polizeikräfte. Doch während der jahrelangen Zeit der Besatzung kam es doch zu mancher echten Liebesbeziehung zwischen einheimischen Frauen und den fremden Soldaten. Und nicht selten gingen aus diesen Verbindungen Kinder hervor -- Wehrmachtskinder, wie Ebba Drolshagen sie nennt. Auf ein bis zwei Millionen wird ihre Zahl geschätzt. Nach dem Krieg wurden Frauen, von denen bekannt war, dass sie sich mit dem Feind eingelassen hatten, mindestens gesellschaftlich geächtet, wenn nicht sogar Opfer von Gewalt. Und geächtet, gehänselt und gequält wurden auch die Kinder, deren wahre Herkunft deshalb vertuscht und auch vor ihnen selbst verheimlicht wurde. Viele von ihnen wurden zur Adoption frei gegeben und erfuhren, wenn überhaupt, von ihrer wahren Herkunft erst als sie längst erwachsen waren. Ebba Drolshagen hat etliche Lebensgeschichten von Wehrmachtskindern recherchiert. "Die Lebensgeschichte jedes Wehrmachtskindes ist einzigartig", schreibt sie, "in jedem europäischen Land gingen die Landsleute etwas anders mit den Wehrmachtskindern um als in anderen Ländern. Dennoch … unabhängig von der konkreten Besatzungsgeschichte ihres Landes schienen Wehrmachtskinder vom Nordcap bis zum Mittelmeer, von den Kanalinseln bis weit nach Russland hinein vergleichbare Erfahrungen gemacht zu haben". Die wichtigste dieser Gemeinsamkeiten war zweifellos, dass sie über die für jeden Menschen existenzielle Frage nach seiner Herkunft so häufig und so gründlich belogen wurden. Wie Menschen mit der späten Erkenntnis dieser Lüge umgehen, wie das ist, wenn sie nach langer Suche tatsächlich ihren wahren Vater oder ihre wahre Mutter finden, oder einen Bruder, eine Schwester -- auch und vor allem davon handelt dieses bewegende Buch. -- Hasso Greb Systematik: Emp 71 Umfang: 384 S. ISBN: 978-3-426-27357-9
Inhalt: Dieselbe Person macht Karriere im Terrorregime der Nazis und im rechtsstaatlichen System der Bundesrepublik? Wie das -- gab es nach dem Zusammenbruch des NS-Systems nicht umfassende Entnazifizierungsbemühungen? Die historische Realität sah allzu oft anders aus: Viele erfolgreiche Karrieren wurden nahezu nahtlos vom Dritten Reich ins Nachkriegsdeutschland überführt. Dies ging meist einfacher als man es sich heute vorstellt. Der bekannte Historiker Norbert Frei (Der Führerstaat) beschreibt in Karrieren im Zwielicht "die Nachgeschichte des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik". Im Zentrum seiner ernüchternden Studie stehen fünf gesellschaftspolitisch relevante Gruppen und ihre berufliche Situation nach 1945: Mediziner, Offiziere, Juristen, Unternehmer und Publizisten. Sie hatten alle ihre ganz eigenen Wege der "Vergangenheitsbewältigung", selbstkritische Auseinandersetzung blieb dabei die Ausnahme. Die Regel war ein Geflecht aus Vertuschen, Totschweigen, Schönreden und angeblichem Befehlsnotstand. Dies sicherte angesichts einer halbgaren alliierten Entnazifizierungspolitik sowie langwährendem bundesrepublikanischen Justizstillstand Laufbahn inklusive Vermögen, etwa bei den Familien Krupp oder Neckermann. Der Leser kann sich nur angewidert schütteln angesichts von Karrieren wie der eines bis 1960 unbehelligt arbeitenden Universitätsprofessors für Kinderheilkunde, der behinderte Patienten als "Monstren" oder "seelenlose Wesen" ansah. Frei und seine Mitautoren (nur das Schlusswort stammt von Frei selbst) öffnen den Giftschrank der deutschen Geschichte -- herausgekommen ist ein Buch, das den "Nachkriegskonsens der Schweigekartelle" endgültig brechen dürfte. Eine große Leistung für einen Band, der "nur" Begleitmaterial einer TV-Dokumentation ist. Die Autoren vermieden jedoch das genretypische Anheften ihrer Erkenntnisse an wenige plakative Einzelschicksale, sie erstellten einen aussagekräftigen Gesamtüberblick. Dessen schieres Erscheinen belegt eine zentrale -- und ermutigende -- Aussage des Buches: "Trotz kollektiven Beschweigens und Vertuschens erfüllte sich die Hoffnung auf das große Vergessen nicht". --Joachim Hohwieler Systematik: Emp 8 Umfang: 364 S.: Ill. ISBN: 978-3-593-36790-3
Luftbrücke Berlin (Motorbuch-Verlag spezial) die dramatische Geschichte der Versorgung aus der Luft Juni 1948 - Oktober 1949 Motorbuch-Verl., Stuttgart (2008)
Inhalt: Rez.: Die eher technisch-logistisch orientierte, dabei als erzählendes Sachbuch angelegte Arbeit erschien zuerst 1998 (BA 8/98), wurde jetzt zum neuerlichen Tag des Gedenkens an die Blockade Berlins (Beginn 24. Juni 1948) unverändert auf den Markt geworfen. Kann neben dem Text-/Bild-Band von P. Krönig (BA 8/98) und G. Keiderlings "Rosinenbomber über Berlin" (BA 10/98) bei großer Nachfrage angeboten werden. Neu aufgelegt auch: "Die Rosinenbomber - eine Geschichte der Menschen und Flugzeuge" von Wolfgang J. Huschke (Ausgabe 1999 hier nicht angezeigt); noch lieferbar sind die Erinnerungen des "Candy Bombers" Gail S. Halvorsen ("Kaugummi und Schokolade", 2005, hier nicht besprochen). (3) (LK/E: Kardung) Schlagworte:Berliner Blockade, Geschichte, Luftbrücke Systematik: Emp 80 Umfang: 246 S. ISBN: 978-3-613-02900-2
Inhalt: Biographie. 1. Aufl. 2010. 493 S. 8°, OPappband mit OSchutzumschlag, Umschlag mit geringen Gebrauchsspuren, ansonsten sehr gut. Systematik: Emp 82 Umfang: 496 S. ISBN: 978-3-446-23505-2
Programm Findus Internet-OPAC findus.pl V20.241/8 auf Server windhund2.findus-internet-opac.de,
letztes Datenbankupdate: 04.10.2024, 18:29 Uhr. 280 Zugriffe im Oktober 2024. Insgesamt 160.243 Zugriffe seit November 2008
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