Inhalt: Als kurz nach Kriegsende ihr lang vermisster Freund Gerd glücklich und unerwartet von der Ostfront zurückkehrt, findet er eine ihm fremde Welt vor. Die Entfremdung wird noch größer nach einem Blick in die Tagebuchaufzeichnungen seiner Freundin. Auf seine Frage nach dem darin häufig verwendeten Kürzel "Schdg." kann sie nur bitter lachen. "Na, doch natürlich Schändung." Kurz darauf verschwindet Gerd. Ob für immer aus dem Leben der Frau aus Berlin -- wie so vieles wissen wir es nicht. Ihre Trauer darüber hielt sich in Grenzen. Nach all dem Durchlittenen war in ihr für Liebe und Zärtlichkeit kein Platz mehr frei. Man sollte sich wappnen vor der Lektüre dieser Tagebücher, die als eines der ungeheuerlichsten und authentischsten Dokumente der letzten Kriegstage in die Literaturgeschichte eingehen dürften. Anonyma, deren wahre Identität -- verständlich genug -- auf eigenen Wunsch auch über ihren Tod hinaus unbekannt bleiben soll, schildert den Fall Berlins vom 20. April bis zum 22. Juni 1945. Ihre eigene Vita bleibt weit gehend im Dunkeln. Anfang 30, Fotojournalistin, weit gereist, mehrsprachig. Ihre Russischkenntnisse sollten sich in dem kommenden menschlichen Inferno als lebensrettend erweisen. Inmitten des Bombenhagels und in banger Erwartung vor den Russen, denen ein fürchterlicher Ruf vorauseilt, haben sich Hausgemeinschaften in Kellerlöchern verschanzt; junge Mädchen werden auf Dachböden versteckt. Es sollte in den meisten Fällen nichts nützen. Anonymas unterkühlter, fast lakonischer Berichtston lässt die sich anschließenden Plünderungs- und Vergewaltigungsorgien in all ihren scheußlichen Details umso drastischer erscheinen. Trotz mehrfacher Schändung zeichnet sie ein wohltuend differenziertes Russenbild, frei von allem Untermenschendenken. Sehr bald jedoch erkennt sie pragmatisch: "Ein Wolf musste her, der mir die Wölfe vom Leibe hielt!" Anatol wird ihr "ständiger Begleiter". Fragen nach moralischer Integrität tauchen in ihr auf, werden weggewischt. In diesem Zusammenhang liefert sie auch eine schonungslose Bestandsaufnahme deutscher Mannsbilder, die sich nicht scheuten, Kellerfrauen dem Feinde zuzuführen, um selbst ungeschoren davonzukommen. Dem Schriftsteller Kurt W. Marek (bekannter unter seinem Pseudonym C.W. Ceram, unter dem er den Bestseller Götter, Gräber und Gelehrte veröffentlichte), verdanken wir den Erhalt dieses "selbstentblößenden" Kriegsgemäldes. Marek, der in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wohnte, lernte 1946 die Schreiberin kennen und erfuhr von den Tagebuchkladden. Fünf Jahre Überzeugungsarbeit waren nötig, sie von der Notwendigkeit einer Veröffentlichung zu überzeugen. 1959 erschienen, geriet sie leider bald in Vergessenheit. Die Frau aus Berlin ist mittlerweile verstorben -- ihre Erinnerungen werden ewig leben. --Ravi Unger Systematik: Emp 71 Umfang: 282 S. ISBN: 978-3-442-73216-6
Inhalt: Sie sind weit herumgekommen in Europa, und im Allgemeinen waren sie verständlicherweise nicht gern gesehen: Soldaten der Deutschen Wehrmacht, der SS oder der in den besetzten Gebieten eingesetzten Polizeikräfte. Doch während der jahrelangen Zeit der Besatzung kam es doch zu mancher echten Liebesbeziehung zwischen einheimischen Frauen und den fremden Soldaten. Und nicht selten gingen aus diesen Verbindungen Kinder hervor -- Wehrmachtskinder, wie Ebba Drolshagen sie nennt. Auf ein bis zwei Millionen wird ihre Zahl geschätzt. Nach dem Krieg wurden Frauen, von denen bekannt war, dass sie sich mit dem Feind eingelassen hatten, mindestens gesellschaftlich geächtet, wenn nicht sogar Opfer von Gewalt. Und geächtet, gehänselt und gequält wurden auch die Kinder, deren wahre Herkunft deshalb vertuscht und auch vor ihnen selbst verheimlicht wurde. Viele von ihnen wurden zur Adoption frei gegeben und erfuhren, wenn überhaupt, von ihrer wahren Herkunft erst als sie längst erwachsen waren. Ebba Drolshagen hat etliche Lebensgeschichten von Wehrmachtskindern recherchiert. "Die Lebensgeschichte jedes Wehrmachtskindes ist einzigartig", schreibt sie, "in jedem europäischen Land gingen die Landsleute etwas anders mit den Wehrmachtskindern um als in anderen Ländern. Dennoch … unabhängig von der konkreten Besatzungsgeschichte ihres Landes schienen Wehrmachtskinder vom Nordcap bis zum Mittelmeer, von den Kanalinseln bis weit nach Russland hinein vergleichbare Erfahrungen gemacht zu haben". Die wichtigste dieser Gemeinsamkeiten war zweifellos, dass sie über die für jeden Menschen existenzielle Frage nach seiner Herkunft so häufig und so gründlich belogen wurden. Wie Menschen mit der späten Erkenntnis dieser Lüge umgehen, wie das ist, wenn sie nach langer Suche tatsächlich ihren wahren Vater oder ihre wahre Mutter finden, oder einen Bruder, eine Schwester -- auch und vor allem davon handelt dieses bewegende Buch. -- Hasso Greb Systematik: Emp 71 Umfang: 384 S. ISBN: 978-3-426-27357-9
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