Inhalt: Erich Kästner selbst zählte seine klassische Internatsgeschichte um eine Handvoll frecher Lausbuben Das fliegende Klassenzimmer zu seinem besten Kinderbuch. Die Kämpfe und Keilereien zwischen Gymnasiasten und Realschülern haben sich wohl seither nicht wesentlich verändert und auch die Jungs sind bis heute dieselben geblieben: Matthias, der ständig eine Semmel in der Hand hat, um das ewige Knurren im Magen zu besänftigen oder Johnny, der dauernd mit Sehen und Hören beschäftigt ist und nur manchmal an seine Eltern denkt, die ihn nicht mehr bei sich haben wollen. Uli ist der Kleinste, der vor Angst immer gleich wegläuft und mit einem gefährlichen Fallschirmsprung sich und den anderen seinen Mut beweisen will. Nur die Erwachsenen, wie der Hauslehrer Dr. Bökh und sein Freund, der Nichtraucher, vermutlich einer der ersten Aussteiger in der deutschen Kinderliteratur, die haben heute leider oft nicht mehr so viel Geduld, den Kindern zuzuhören, wenn sie von ihren Sorgen und Nöten erzählen. Die Zeit, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, fehlt den meisten völlig. (Übrigens wurde Dr. Bökh in der Verfilmung von 1954 hervorragend von Joachim Fuchsberger gespielt.) Wen wundert´s, daß sich Kinder für ihr Leben gern von Erich Kästner in seine abenteuerliche Schulwelt entführen lassen, die zwar ganz bestimmt nicht heil ist, aber in der es eine Menge Wärme und Verständnis für die großen und kleinen Probleme gibt. "Wie kann ein erwachsener Mensch seine Jugend so vollkommen vergessen, daß er eines Tages überhaupt nicht mehr weiß, wie traurig und unglücklich Kinder zuweilen sein können." Doch es wäre nicht Erich Kästner, wenn er ein paar Seiten später nicht warnte: "Ihr sollt hart im Nehmen werden, wie Boxer das nennen. Ihr sollt lernen, Schläge einzustecken und zu verdauen. Sonst seid ihr bei der ersten Ohrfeige, die euch das Leben versetzt, groggy. Denn das Leben hat eine verteufelt große Handschuhnummer, Herrschaften!" Diese Zeilen erhalten ein ganz besonderes Gewicht, wenn man bedenkt, daß sie erstmals 1933 veröffentlicht wurden, im Jahre Hitlers Machtergreifung. Die kommende Ära der Nationalsozialisten wurde für einen Individualisten wie Kästner, der, obwohl er Schreibverbot hatte, in Deutschland blieb, eine dunkle Zeit. --Manuela Haselberger Schlagworte:Antolin Klasse 5, Film Systematik: 5,1 Umfang: 165 S. : Ill. ISBN: 978-3-7915-3015-4
Inhalt: Eine etwas andere Seite des Erich Kästner ist hier zu hören. Ulrich Noethen interpretiert weitgehend unbekannte Texte. Kästners bekanntestes Werk „Emil und die Detektive“, 1929 erschienen, wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und auf vielen Bühnen gespielt. Aber auch sein satirischer Roman „Fabian“ zählt zu den literarischen Klassikern. Erich Kästner (1899 bis 1974) war zeitkritischer Satiriker und vor allem Moralist; seine Kinderbücher zeichnen sich durch einen hohen moralischen Anspruch aus. Die auf diesem Hörbuch vorgetragenen Texte entsprechen wenig dem Kästner Klischee und üben gerade deshalb eine besondere Attraktion aus. Das Verdienst des Sprechers ist es, den richtigen Ton zwischen dem Moralisten und dem Realisten zu treffen. Sie entstammen „Interview mit dem Weihnachtsmann, einem Buch, in dem die Kästner Experten Franz Josef Görtz und Hans Sarkowicz unbekannte Texte des Schriftstellers vorstellen. Diese Geschichten, die sich an Kinder wie Erwachsene richten, veröffentlichte Kästner in der „Neuen Leipziger Zeitung“ und in „Beyers für alle“. Sie alle beschreiben die harte Realität, ohne etwas zu beschönigen und das obligate Plädoyer für das Gute im Menschen. Gelesen werden sie von Ulrich Noethen, der sich in der Verfilmung des „Fliegenden Klassenzimmers“ in der Rolle des Lehrers Justus intensiv mit Erich Kästner auseinandersetzen konnte. Der dem breiten Publikum aus dem Film „Comedian Harmonists“ von Joseph Vilsmaier bekannte Schauspieler hat auch auf der Bühne große Erfahrung. Noethen arbeitete in Freiburg, Köln, Berlin und Stuttgart. Er wurde unter anderem mit dem Bayerischen Filmpreis, dem Goldenen Löwen und dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet. In „Interview mit dem Weihnachtsmann“ spricht er sehr einfühlsam den Ich-Erzähler, der vom Weihnachtsmann erfährt, was diese heilige Figur das ganze Jahr über so macht. Die feine Ironie, mit der er die fehlenden Dinge aufzählt, ist bemerkenswert. Man weiß nicht, woran man eigentlich ist. Was wäre eine Sammlung von Kästner Texten ohne eine Geschichte, die sich auf seine Mutter bezieht. Die allzu enge Bindung zu ihr, von Kind an, ist ein zentrales Moment im Leben des Mannes und Schriftstellers. Auch hier schafft es Noethen, eine eigenartige Schwebehaltung aufzubauen. Der Protagonist, der zwischen Freundin und Mutter im wahrsten Sinne des Wortes fast zerrieben wird, versucht stets zu lächeln. Mit Humor und der Devise „Aber das hat seine Schwierigkeiten“ meistert er jede Situation. Dennoch bleibt von Mal zu Mal mehr Anspannung über. Diese drohende Katastrophe vermittelt der Sprecher eindringlich. Man meint die Anspannung zu spüren. Die Geschichte „Feiern mit Hindernissen“ spielt in gänzlich exzentrischen Kreisen. Keine feierliche, gesetzte Stimmung, stattdessen durchgeknallte Artisten und ein beängstigendes Ende des Abends. Kästners genaue Beobachtungsgabe wird in dem Text „Auch das geht vorüber“ deutlich. Im Mittelpunkt der Geschichte ist das Paar, das sich mit der Wohnungseinrichtung übernommen hat und deshalb gegenseitig auf Weihnachtsgeschenke verzichten muss. Ulrich Noethen erzählt diese traurige Geschichte in einem Ton, der einen seltsam gefangen nimmt. Es ist so, als würde man ständig darauf warten, dass etwas Schlimmes passiert. Kästners häufig zitierter „sonniger Humor“ mag hier nicht durchscheinen. Lesung, Spieldauer: ca. 73 Minuten, als CD (1 CD) oder MC (1 MC) erhältlich. Beide Ausgaben mit Booklet. -- culture.text Umfang: 132 S. ISBN: 978-3-446-19541-7
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